Maria mit Kind, Wandbild über dem zerstörten Grab des Hochmeisters Hermann von Salza. Um 1250. Ordenskirche Andria (Repro: D. Deubner)








Zum 769. Todestag Hermann von Salzas


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XXII

Die Artikel über die beiden Zeitgenossen Elisabeth von Thüringen und Hermann von Salza breche ich nicht ab, weil das Elisabethjahr beendet ist, sondern weil ich diesmal im Monat März des 769. Todestages unseres Hochmeisters gedenken möchte. Im Aprilheft 2004 des "Magazins für Kunst, Kultur, Natur und Termine MOMENT." wie es vor vier Jahren hieß, habe ich meinen ersten Artikel über das Leben und die Zeit dieses bedeutenden Langensalzaers mit dem Gedenken an seinen 765. Todestag veröffentlicht. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass in diesen vier Jahren bereits über sechzig Artikel über Hermann von Salza erscheinen würden, hätte ich ihm das nicht geglaubt. Aber das Thema hat mich vom ersten Tag an fasziniert und jetzt möchte ich so viel wie möglich über sein großartiges Leben und sein Lebenswerk wissen. Auch deshalb möchte ich mich beim Team des "Kulturmagazins aus der Mitte Deutschlands MOMENT.", wie es heute heißt, für die gute Zusammenarbeit über die vielen Monate mit einer kleinen Durststrecke dazwischen, bedanken. Diese kleine Zwischenpause hatte aber einen Vorteil, neben der Fortsetzungsreihe im Bad Langensalzaer Heimatboten habe ich so die Möglichkeit, zusätzlich ausgewählte Themen seines Lebens etwas intensiver zu beleuchten. Aber ich wollte ja des Todestages gedenken, aber ein solches Dankeschön ist auch wichtig.

Am 20. März diesen Jahres ist es 769 Jahre her, dass Hermann von Salza im Alter von etwa 77 Jahren im italienischen Kurort Salerno nach einer längeren Krankheit starb. Im Juni 1238 war er mit König Konrad IV., dem zweiten Sohn Kaiser Friedrich II., schon krank von seinem letzten Aufenthalt in Deutschland nach Italien zurückgekehrt. Zwei Monate später im August musste Hermann sich in ärztliche Obhut nach Salerno begeben, das er nicht mehr verlassen sollte. Willy Cohn schildert diese Geschehnisse in seinem Buch "Hermann von Salza": "Das letzte Mal hatte der Kaiser am 6. September Gelegenheit, zu Lebzeiten des Ordensmeisters anzuerkennen, was dieser und sein Orden ihm geleistet". Es handelte sich dabei um eine Verfügung für das Spital in Altenburg. Und weiter schreibt Cohn: "Doch als diese Verfügung herausging, war Hermann von Salza nicht mehr in der Umgebung des Kaisers. Sein zunehmendes Leiden hatte ihn veranlaßt, im August das altberühmte Salerno aufzusuchen. Auch dort konnte ihm nicht mehr geholfen werden. Vielleicht mag die Sorge um die sich immer mehr verschlechternde politische Lage und der nunmehr unmittelbar drohende Entscheidungskampf zwischen Kaiser und Papst sein Ende beschleunigt haben." Erich Caspar hat dazu in "Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaats in Preussen" geschrieben: "… Die Summe seiner diplomatischen Leistung ist hochbedeutsam. Anderthalb Jahrzehnte hindurch - eine kostbare Zeit für das Erstarken der Macht Friedrichs II. - hat er das unabwendbare Verhängnis des endgültigen Bruchs zwischen dem Kaiser und der Kurie hinausgezögert. Als am Palmsonntag des Jahres 1239 Gregor IX. mit dem zweiten Bannstrahl gegen Friedrich den Kampf auf Tod und Leben eröffnete, da sank am gleichen Tage Hermann von Salza ins Grab, eine tragische Symbolik des Zufalls."

Diese Entwicklung hatte sich aber schon abgezeichnet. Hermann war in den letzten zwei Jahren nicht mehr der souveräne Diplomat. Schon im Jahre 1237 auf dem großen Kapitel in Marburg musste er sehr eindringlich seinen Ordensbrüdern klarmachen, dass für ihn die Erhaltung des Friedens absolut wichtig war. Er gab das als Auftrag des Papstes vor und verlangte von ihnen die Erlaubnis, deswegen die Sache des Friedens weiter zu verfolgen. Zu diesem Zeitpunkt sah Papst Gregor IX. im Deutschordensmeister aber auch nur noch den Ordensmeister, der die kaiserliche Machtentfaltung im Sinne des Papsttums aufhalten sollte. Dass Friedrich diese, dem Hermann von Salza vom Papst übertragene Aufgabe erkannte, beweist er in einem Sendschreiben an den Papst und die Kardinäle kurz nach der für ihn siegreichen Schlacht bei Cortenuova. Er schreibt darin: "… Und da Wir einige Tage lang - an denen Wir, eingedenk der kaiserlichen Milde, die durch den Deutschordensmeister und andere geistliche Herren vermittelten Friedensworte geduldig anhörten - …" Das klang nun gar nicht mehr nach Anerkennung der Friedensbemühungen der Deutschordensmeister durch seinen langjährigen Freund, sondern war eher als eine Aufforderung aufzufassen, diese Bemühungen einzustellen. Dass die langjährigen Bemühungen Hermann von Salzas um Ausgleich und Frieden zwischen der weltlichen und religiösen Macht seiner Zeit bei dem Kaiser doch gewisse Früchte getragen hat, beweist mir eine Passage aus einem kaiserlichen Brief an einen oberitalienischen Getreuen, wahrscheinlich einem Bischof, von 1240, in dem Friedrich schreibt: "Der Deutschordensmeister Konrad (von Thüringen) nämlich, dem Wir, da in ihm kein Falsch steckt, im Einvernehmen mit dem genannten Vater [gemeint ist Papst Gregor IX.] neulich das Geschäft übertragen haben, nimmt es auf sich und führt, wie ein Mann von Gott gesandt, an, was übel getan ist, und widerlegt es hier und da; er schreitet beständig und unermüdlich zu der genannten Wiederherstellung [des Friedens], und man hofft fest, daß sein Vorgehen, wenn Gott seine Gnade dazu gibt, baldigst den Lohn des erwünschten Erfolges davontragen wird." Diese Zeilen zeigen aber auch, dass Friedrich wusste, und das hatte er in den Jahren der Verbindung mit Hermann von Salza sicher vielfach erfahren, ein Frieden mit der Kirche war nicht ohne die Brüder des Deutschen Ordens zu erreichen.

Schließen möchte ich diese kleine Zusammenstellung mit den Worten von Horst Stern in seinem Buch "Friedrich II. Mann aus Apulien": "1239 - Friedrich wird ein zweites Mal mit dem Kirchenbann belegt. Der stets auf Ausgleich zwischen Kirche und Reich bedachte Deutschordensmeister Hermann von Salza, der dem Kaiser jahrelang viele Vermittlerdienste leistete, stirbt."

Eine kurze Anmerkung zum Bild: Hermann von Salza soll in Barletta oder Andria begraben sein. In dem von mir bereits öfter zitierten Buch "Der Deutsche Ritterorden und seine Bauten" von Niels von Holst fand ich dieses Bild.

Im Aprilheft wird die Serie "Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza" fortgesetzt.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. März 2008


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